Dieter Cöllen - Korkmodell "Palmyra"

Ausstellung vom 02. Juni bis 16. Juli 2017

Modelle aus Kork beflügelten im 18.Jh. die Phantasie derer, denen die kulturellen Schauplätze der Antike nicht zugänglich waren. In jener Zeit bildeten sie die Basis für wissenschaftliche Studien,
und waren Wegbereiter für die rasante Entwicklung des Klassizismus in der Architektur. Sie wurden jedoch nicht nur als Abbilder einer unbekannten Kultur verstanden, sondern sprachen durch ihren „beseelten“ Ausdruck auch die Emotionen des Betrachters an, was der aufkeimenden Sehnsucht nach Romantik visuellen Nährboden verschaffte.

Später entwickelte sich die Reiselust zur Ausdrucksform der Wohlstandsgesellschaft, und versprach grenzenlose Expansion für Ideologie und Geist. Heute ist kaum ein Fleck unseres kulturellen Erbes unentdeckt, und kann mit Hilfe moderner Medien jederzeit wieder abgerufen werden.
Das dünne Eis dieser scheinbaren Überlegenheit offenbart sich jedoch dann, wenn Zeugnisse unserer kulturellen Vergangenheit für immer ausgelöscht werden, und wir einzig auf Erinnerung und Abbilder zurückgreifen können.

Schon zu Beginn der 80er Jahre war der gelernte Bauzeichner Dieter Cöllen von der großen Ausdruckskraft der Phelloplastiken alter Meister wie Antonio Chichi, Augusto Rosa und Carl May begeistert. Als erfahrener Modellbauer wusste er über die Schwierigkeit, Verfall würdevoll darzustellen, aber erst Studien an unrestaurierten Exponaten aus dem 18.Jh. gaben ihm die entscheidenden Hinweise, diese zu meistern.
Kork verkörpert das Chaos schlechthin. Er wirkt als Baumaterial zunächst völlig ungeeignet, da er seinen eigenen „Willen“ besitzt. Erst wenn man diese Eigenschaft für seine eigenen Zwecke zu nutzen versteht, befindet man sich auf dem richtigen Weg, Verfall im Stein nachzubilden.
Genau dieser Verfall hat Cöllen immer fasziniert. Auf seinen vielen Reisen in den Orient, hat er die Ausdrucksformen der Vergänglichkeit an antiken Bauwerken studiert, und fand sich nun in der Lage, diese adäquat in Miniaturen zu „übersetzen.“
Roher Kork spricht jedoch eine sehr archaische Sprache, die erst durch den Einsatz von Farbe an Seele gewinnt. Wenn wir uns von einem antiken Monument verzaubern lassen, dann geschieht das um so intensiver bei niedrigem Sonnenstand. Lange Schatten verstärken die Konturen, und der steigende Rotanteil im Licht, lässt uns von „Wärme“ sprechen. Um dies auch im Modell zu erreichen, behandelt Cöllen seine Objekte mit Naturpigmenten, die er teils an verschiedenen Fundstellen selbst schürft, und zu einer geeigneten Tinktur verarbeitet, die in den Kork eindringt, ähnlich wie bei der Herstellung eines Freskos.

Korkmodelle von Dieter Cöllen finden sich heute bei Sammlern und Museen in der ganzen Welt,
getragen vom Bedürfnis nach Präsenz unseres kulturellen Erbes. Dieser Zugang zu Erinnerung ist für Cöllen ein Hauptanliegen. Die mutwillige Zerstörung des Bel-Tempels in Palmyra im August 2015, war daher ausschlaggebend für seinen Entschluss, dieses symbolträchtige Monument wieder physisch erlebbar zu machen. Das erste Modell des Tempels wurde genau am 1. Jahrestag seiner Zerstörung fertiggestellt, und zeigt das Bauwerk vor seiner Sprengung. Grundlage für Cöllen´s Arbeit bildeten eine große Anzahl von Grabungsplänen und Fotos, die unter Mitwirkung namhafter Archäologen Schritt für Schritt umgesetzt wurden. Zum Konzept gehört die Erweiterbarkeit der Anlage, da ein Ende der Barbarei leider nicht absehbar ist.
Die große Resonanz auf seine Arbeit, hat Cöllen bewogen, eine Edition des Bel-Tempels aufzulegen. Mitstreiter zum Erhalt unseres kulturellen Gedächtnisses erhalten somit die Möglichkeit, aktiv Stellung zu beziehen, sowie ein vergessenes Kunsthandwerk am Leben zu erhalten.
Als Zukunftsprojekt plant Cöllen mit Unterstützung von Sponsoren eine Galerie unseres bereits zerstörten Weltkulturerbes, sowie zu protegierender Zeugnisse unsere Geschichte, denn:
„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“ (Wilhelm von Humboldt)

D. Cöllen, Feb. 2017

Horst Hahn - Fotografie "Palmyra"

Ausstellung vom 02. Juni bis 16. Juli 2017

Die Fotos von Horst Hahn sind Ausdruck des Staunens. Weder Farbe noch Lichtstimmung werden vermisst. Der Fotograf und Restaurator empfand 1991 das Erleben der Reisenden nach, die seit dem 17. Jahrhundert nach Palmyra kamen. Mit den Fotos stellte er sich in die Tradition graphischer Ansichten von antiken Stätten und der Reisefotografie des 19. Jahrhunderts. Seitdem war in Palmyra Vieles freigelegt, ausgegraben, ergänzt und touristisch erschlossen worden. Die Zerstörungen in Palmyra sind Anlass, seine bisher nicht gezeigten Aufnahmen der Öffentlichkeit vorzustellen. Vor Ort wird der Besucher künftig seine damalige Begeisterung voraussichtlich erst in ferner Zukunft wieder nachempfinden können. Seit den 1980er Jahren zeigt Horst Hahn seine Fotografien archaischer Charaktertypen, exotischer Lebensumstände und des jähen Vordringens banaler Zeugnisse westlicher Zivilisation in davon bisher unberührten Kulturen in vielen Ausstellungen.
Fotos und Modell übernehmen die Aufgabe, auf unsere kulturellen Wurzeln in Syrien zu verweisen und eine Brücke zwischen Okzident und Orient zu schlagen. Sie geben eine Vorstellung von dem, was für die Menschheit bereits verloren ist oder noch in der Gefahr schwebt, dauerhaft verloren zu gehen. Die Folge der Zerstörungen in Syrien sind Identitätsverlust für die, eigene Bevölkerung. Sie betreffen auch unsere eigenen kulturellen Wurzeln.


Ausstellende Künstler

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